Alkmaions Rache und Tod
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Eriphyle hatte nämlich sterbend jedes Land verflucht, das den Muttermörder aufnehmen würde. Ohne Hoffnung verließ Alkmaion seine Gattin und seinen kleinen Sohn und zog wieder kreuz und quer durch die Welt. Nach langem Umherirren gelangte er an den Strom Acheloos, in dessen Mitte sich eine Insel befand, die sich erst vor kurzem gebildet hatte. Hier ließ er sich nieder und war im Augenblick von allen Sorgen befreit. Doch lud er gerade dadurch bald neue schwere Schuld auf sich: er vergaß seine Gemahlin Arsinoe und heiratete die schöne Kallirrhoe, eine Tochter des Stromgottes Acheloos. Die Liebe dieser Wassernymphe beglückte ihn tief, doch eines Tages fragte ihn Kallirrhoe nach dem Halsband und dem Schleier der Harmonia. Da erinnerte sich der Treulose wieder seiner ersten Gemahlin und machte sich auf, um ihr die Kleinode für die schöne Nymphe zu entreißen. "Nirgends fand ich Erlösung von meinem Fluch", log er, als er vor Arsinoe und deren Vater stand, "doch weissagte mir das Orakel, ich fände Ruhe überall, sobald ich das Halsband und den Schleier Aphrodites als Weihegeschenk nach Delphi brächte. Gebt mir darum die Kostbarkeiten heraus, und ich kehre entsühnt zu euch zurück." König Phegeus und Arsinoe glaubten seinen Worten und Willfahrten seiner Bitte. Einer von Alkmaions Dienern aber, der listig zurückgeblieben war, verriet das Geheimnis seines Herrn und erzählte Arsinoe, für wen Alkmaion in Wahrheit die Kleinode geholt habe. Da eilten Arsinoes Brüder dem Betrüger nach und rächten ihre verlassene Schwester an ihm, indem sie ihn, der völlig arglos einherzog, aus dem Hinterhalt überfielen und erdolchten. Schleier und Halsband brachten sie zurück, und der Schmuck der Liebesgöttin hat unter den Verwandten und Nachkommen Arsinoes und der Nymphe Kallirrhoe noch viel Leid und blutiges Unheil angerichtet, ehe sie auf den Rat des Flussgottes Acheloos wirklich im Tempel des Apollon als Weihegeschenk auf dem Altare niedergelegt wurden. Da wich der Fluch vom Hause Alkmaions. Seine Söhne, die ihm die Nymphe geschenkt, sammelten Siedler in Epirus und bebauten mit ihnen die noch ganz wilde Landschaft Akarnanien im äußersten Westen Griechenlands. Am Abend aber, wenn Axt und Pflug ruhten, saßen sie oftmals mit den Knechten rund um das flackernde Feuer vor ihren Hütten und erzählten von den Heldentaten, dem Übermut und Untergang der Vorväter, der Sieben gegen Theben.

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