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Des Helden Tod und Heimkehr

eirithoos war es auch, mit dem Theseus jenen unseligen Gang in die Unterwelt wagte, wo sie beide in frevlem Übermut um die Hand Persephones, der Gattin des Hades, warben und die Göttin sogar aus dem Schattenreiche entführen wollten. Der Plan missglückte, und die beiden blieben in der Unterwelt gefangen. Zur Strafe mussten sie vor dem Tor der Totenstadt wie angewachsen auf Steinen sitzen, unfähig, ihren irdischen Leib zu erheben. Als Herakles auf seiner Hadesfahrt bis zu ihnen vorgedrungen war, flehten sie ihn um Hilfe an, und wirklich gelang es dem Halbgott mit übermenschlicher Kraftanstrengung, Theseus zu befreien. Dem Peirithoos konnte er nicht mehr in die Höhe helfen, weil gerade das Höllentor aufging und der Schattenfürst auf der Schwelle erschien. Während seiner langen Gefangenschaft im Hades hatte Theseus Zeit gehabt, das Unbesonnene und Unedle seiner übermütigen Werbung um Persephone einzusehen und zu bereuen. Gereift und reich an Erkenntnis wie kaum ein anderer Sterblicher kehrte er zurück, ein ernster Greis. Tief bekümmerte ihn die Zwietracht, die er in Athen antraf, und als er das Ruder des Staates wieder in seine Hände nahm und Ordnung und Gedeihen schaffen wollte, brachen Empörungen gegen ihn aus. Das Volk, durch Theseus' Gesetze mündig geworden, stand gegen seinen Wohltäter auf. Anfangs versuchte der König der Feinde im eigenen Land mit Gewaltmitteln und tyrannischer Strenge Herr zu werden. Als ihn jedoch die offene Widersetzlichkeit der Bürger anwiderte, verließ der Unglückliche freiwillig die Vaterstadt und schiffte sich nach Skyros ein, einer Insel, auf welcher er ansehnliche Güter besaß, die ihm König Aigeus hinterlassen hatte. Er hielt die Bewohner für seine Freunde und ging vertrauensvoll von Bord. Aber das Schicksal führte ihn einen schlimmen Weg. Als er vor Lykomedes, den damaligen Beherrscher der Insel, hintrat und ihn bat, auf seinen königlichen Gütern leben und sie bewirtschaften zu dürfen, fasste der falsche Fürst sogleich den Entschluss, den Helden aus dem Wege zu räumen, denn er fürchtete ihn. Um keinerlei Aufsehen zu erregen, empfing er Theseus freundlich und geleitete ihn auf den höchsten Felsengipfel der Insel, der schroff ins Land abfiel. Dort, so gab Lykomedes vor, wollte er dem Helden die schönen Güter zeigen, die Theseus von seinem Vater auf dem Eiland ererbt hatte. "Von dort oben kannst du sie mit einem einzigen Blicke überschauen", sagte er.

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